DRK-Mitglied hilft bei Flüchtlingsaufnahme
Als Helfer für die Landesaufnahmestelle in Karlsruhe gesucht wurden, hat sich Wolfgang Kortus spontan gemeldet. Seit knapp sechs Monaten wohnt er in Dießen und ist Mitglied im DRK-Ortsverein Rexingen/Bittelbronn. Doch wenn Hilfe in seiner früheren Heimat Karlsruhe gebraucht wird, macht er sich gerne auf den Weg.

Die Messehalle in Karlsruhe ist nicht wiederzuerkennen. Wo einst Messen und Veranstaltungen stattfanden, wurden zahlreiche Kabinen für bis zu 1000 Personen errichtet. In einer Kabine können vier bis sechs Personen untergebracht werden. Männer- und Familienbereich sind voneinander getrennt.
Immer wieder kommen Busse an. "Mal sind sie gut gefüllt, mal steigen nur wenige Menschen aus. Auch mit Privatautos werden Vertriebene zur Aufnahmestelle gebracht", erklärt Wolfgang Kortus.
Der Ehrenamtliche ist heute für die Registrierung eingeteilt. Von Einzelschicksalen darf er nicht berichten, hat jedoch an einem Tag schon in viele leidgeplagte Gesichter geschaut. "Manche kommen ohne Alles", sagt er. Die Helfer führen bei den Geflüchteten einen Schnelltest durch. Danach folgt die Registrierung und dann bekommen sie in der Kleiderkammer das Nötigste.
Jeder erhält eine Tüte mit Hygiene-Artikel und ein Lunchpaket. Heute sind in diesem Wurst, Käse, Apfel und Kiwi sowie Brötchen enthalten. Dieses Lunchpaket ist Abendessen und Frühstück zugleich. Zur Mittagszeit gibt es eine warme Mahlzeit. Mit dem erhaltenen Gefäß kann sich jeder Wasser- und Tees an den Spendern holen. Kinder bekommen Spiel-und Mal-Sachen.
Zusammen mit einem Übersetzer beziehen die Geflüchteten ihre Kabine und klären die wichtigsten Fragen. Die Ehrenamtlichen helfen den Geflüchteten und so konnte Wolfgang Kortus einiges erleben: "Was bei mir hängenbleibt ist die große Bandbreite an Vertriebenen und die emotionalen Situationen, die ich hier erfahren durfte: Kinder, die ein Strahlen in die Augen bekommen, wenn sie Buntstifte und Malvorlagen erhalten. Blicke in das Gesicht einer erschöpften älteren Frau, die gemeinsam mit ihren Enkeln ankam. Die Dankbarkeit, als ich ihr auf dem Weg zur Kabine ihre schwere Tasche abnehme und sie sich bei mir und ihrem Enkel einhaken kann."
Um etwas Privatsphäre zu erhalten, haben die Vertriebenen Vorhänge aus Tragelaken oder Einmaldecken vor ihren "Raum" gehängt. In diesem befinden sich Doppelstockfeldbetten, auf denen noch vereinzelt verpackte Isomatten liegen, schildert Wolfgang Kortus und fügt hinzu: "Tragelaken, Kopfkissen und Einmaldecken sind ausreichend vorhanden."
Neben zwei Essen-/Aufenthaltsbereichen gibt es sanitäre Anlagen in Dusch-Containern. Ihre Wäsche können die Geflüchteten in Waschmaschinen und Trockner packen. Auch gibt es einen Handy-Ladebereich.
In drei Kindergartenkabinen betreut unter der Woche eine Erzieherin die Kinder. An Feiertagen sind die Kinder auf sich selbst gestellt und spielen mit Kegeln, flitzen auf Bobbycars durch die große Messe oder schauen Kinderfilme an.
Wer krank ist, bekommt Hilfe bei den ehrenamtlichen Sanitätern oder beim Arzt vor Ort. Da auch immer wieder Geflüchtete ins Krankenhaus gebracht werden, muss die Einsatzleitung in der neuen Messe erfassen, wo sich wer aktuell befindet. Helfer wie Wolfgang Kortus gehen immer wieder die leeren Kabinen durch und schauen nach dem Rechten.
Nach einigen Tagen werden die Geflüchteten in andere Unterkünfte gebracht, um sie dort längerfristiger unterzubringen. Es ist also immer wieder ein Wechsel, in der Landesaufnahmestelle in Karlsruhe.
Wolfgang Kortus, der schon seit 1995 beim DRK ist, wollte auf jeden Fall helfen: "Wir sind doch alle in den Hilfsorganisationen, um Menschen in der Not zu helfen. Lange Zeit gab es für uns, neben den Sanitätsdiensten, kein großes Betätigungsfeld und nun sind wir und unsere Unterstützung eben gefragt".
Deshalb bringen sich Helfer aus verschiedenen Organisationen, wie DRK, Malteser, ASB, Johanniter und dem privaten Rettungsdienst ProMedic sowie hauptamtliche Kräfte aus den Rettungsdiensten, ein. Ein Sicherheitsunternehmen ist vor Ort.
Einige Helfer kennen sich schon von anderen Einsätzen. Wolfgang Kortus lobt die gute Zusammenarbeit: "So kann Hand in Hand den Menschen in Not geholfen werden."