Lehrer werden zu echten lebensrettenden "Löwen"
Freudenstadt. „Das Schlimmste was man tun kann, ist nichts zu tun“, lernten 16 Lehrer im Rahmen des Workshops zur Initiative „Löwen retten Leben“ am Mittwoch. In der David-Fahrner-Halle bekamen sie Tipps, wie sie ihren Schülern das Thema Reanimation mit wenigen Handgriffen vermitteln können.

Kursleiter Jovin-Samuel Bürchner und der Ausrichter, der DRK Kreisverband Freudenstadt, führten durch den rund zweistündigen Reanimations-Workshop. „Das Thema Reanimation ist für uns nicht neu“, erklärte Damaris Scherer, eine der vier teilnehmenden Lehrerinnen der Realschule Horb. Diese hatten vor kurzem einen Erste-Hilfe-Kurs belegt und wollten nun erfahren, wie sie ihr Wissen an ihre Schüler weitergeben können.
Anhand von kurzen Filmausschnitten wurde die Initiative „Löwen retten Leben“ vorgestellt. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, das Deutsche Rote Kreuz, der Berufsverband Deutscher Anästhesisten und die Sparkassenfinanzgruppe Baden-Württemberg machen diese Aktion möglich. Jeder Lehrer bekam ein so genanntes „Phantom“. Die in eine rote Tasche verpackte Gummipuppe wurde mit geschickten Handgriffen aufgepumpt und soll als Unterrichtsmaterial dienen.
Jugendliche ab der siebten Klasse erfahren, wie sie im Ernstfall Menschen reanimieren können und dürfen dies auch anhand der Puppe ausprobieren. Den Test machten beim Workshop erst einmal die Lehrer. Kursleiter Jovin-Samuel Bürchner verdeutlichte immer wieder: „Man kann nichts falsch machen, außer man macht nichts.“ Deshalb seien die drei Leitlinien der Initiative „prüfen, rufen, drücken“.
Mit „prüfen“ war das Ansprechen der aufgefundenen Person und die Atemkontrolle gemeint. Ist die Person nicht ansprechbar und die Atmung kaum oder gar nicht spürbar sollte der Helfer die „112“ anrufen. Er kann jedoch auch eine andere Person dazu auffordern. Dann beginnt die Herzdruckmassage. „Und das reicht aus oder muss man irgendwann auch mal beatmen?“, wollte ein Teilnehmer wissen. Anästhesistin und Oberärztin Brigitte Callies betonte, dass anfangs das „Drücken“ wichtig sei. „Im Körper befinden sich oft noch Sauerstoffreste, die durch das Drücken zum Gehirn transportiert werden“, veranschaulichte Jovin-Samuel Bürchner. Nach etwa drei Minuten mache das reine Drücken keinen Sinn mehr, da es nicht mehr effizient wäre, fügte Doktor Brigitte Callies hinzu. Sie schlug einen Personenwechsel vor. Denn mit der Zeit würde der Helfer die Tiefe von fünf Zentimetern nicht mehr hinbekommen. Der Helfer müsste etwa 100 Mal pro Minute drücken.
Wie anstrengend das sein kann, zeigte der Praxistest. Damit die Teilnehmer auch im Takt blieben und richtig entlasteten, wurde Musik mit dem passenden Beat eingespielt. „Eigentlich kennt man die Vorgehensweise bereits, aber manchmal vergisst man das ein oder andere, deshalb bin ich froh, dass ich das hier ausprobieren konnte“, lobte Lehrer Jörg Griese vom Richard-Weizsäcker-Gymnasium in Baiersbronn den Lehrgang. Er ist sich sicher, dass seine Schüler mit den „Phantomen“ gut zurechtkommen werden. Jeder Lehrer erhielt ein Phantom, die restlichen 15 werden an die jeweilige Schule geschickt. Im nächsten Jahr sollen Multiplikatoren geschult werden. Interessierte Lehrer, die nicht am Kurs teilnehmen konnten, dürfen sich beim DRK Kreisverband Freudenstadt melden und erfahren Näheres auf der Homepage:
www.loewen-retten-leben.de